Fünf Tipps für Pressearbeit in der Corona-Krise
Land unter in den Kommunikationsabteilungen aller deutschen Kliniken: Jeden Tag trifft die Geschäftsführung neue Beschlüsse. Interne Kommunikation ist wichtiger als je zuvor. Und zeitgleich klingeln die Telefone der Pressesprecher heiß, weil die Medien nur noch ein Thema kennen: das Coronavirus.
Wie können Sie jetzt Ressourcen sparen und trotzdem ein verlässlicher Partner für die Presse bleiben? Wir haben fünf Tipps für Sie zusammengestellt.
1. Verweisen Sie bei allen allgemeinen Fragen auf die führenden Websites von Robert Koch-Institut, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung etc.
Gerade regionale Tageszeitungen lieben es, deutschlandweiten Themen etwas Lokalkolorit zu geben. Und so werden Sie nicht müde, auch bei ganz allgemeinen Fragen zu Corona im Krankenhaus vor Ort nachzufragen. Was sind die Symptome im Fall einer Infektion? Wie lange ist die Inkubationszeit? Und ist es richtig, jetzt auf den Besuch bei Oma zu verzichten? Diese Fragen sind von zentralen Stellen hinreichend beantwortet. Machen Sie sich die Arbeit jetzt nicht doppelt und konzentrieren sich auf die Aspekte, die Ihre Klinik , Ihre Maßnahmen und Ihre aktuelle Situation betreffen.
2. Laden Sie ein zu virtuellen Pressekonferenzen
Auch und gerade in Krisenzeiten sollten Sie ein verlässlicher Partner für die Medien sein. Aber niemand hat jetzt Zeit für das aufwändige Texten langer Pressemitteilungen. Kurze Informationswege sind gefragt und der direkte Kontakt zur Geschäftsführung ist für Journalisten wichtig, denn sie brauchen gute Zitate. Und die eine oder andere vertrauliche Hintergrundinformationermöglicht es ihnen, Informationen besser einzuordnen. Da Pressekonferenzen aber in Zeiten von Social Distancing nicht mehr funktionieren, treffen Sie die Medien eben virtuell. Laden Sie ein zu einer Online-Pressekonferenz. Wem das technisch zu aufwändig ist: Auch eine Telefonkonferenz kann ein guter Weg sein.
3. Schonen Sie Ihre Experten
Für die Beantwortung von Fachfragen brauchen Medien die Experten. Der Einkauf ist gefragt, wenn es um Lieferengpässe bei Schutzmasken geht. Die Ärztliche Direktorin kann erklären, wie man jetzt die Intensivkapazitäten erweitert. Sie alle haben mit dem Krisenmanagement aber genug zu tun. Lehnen Sie daher direkte Interviews mit den Fachleuten ab und beantworten Sie die Fragen in der Unternehmenskommunikation gebündelt. So nutzen Sie Synergien, denn viele Themen werden mehrfach angefragt und stellen sicher, dass nach Außen einheitlich kommuniziert wird. Und: Nehmen Sie sich dafür auch ruhig mal einen Tag länger Zeit. Natürlich ist es eigentlich wichtig, Medienanfragen tagesaktuell zu beantworten. Besondere Zeiten erfordern aber auch besondere Maßnahmen. Und Corona ist leider auch noch länger aktuell.
4. Denken Sie an Abstimmung mit den Pressestellen von Stadt, Landrats- und Gesundheitsamt oder der Kassenärztlichen Vereinigung
Bei der Bewältigung der Corona-Krise ziehen alle gemeinsam an einem Strang: die Gesundheitsämter, die Städte, Gemeinden und Landkreise und alle Klinken in der Region. Operativ sind in den Bundesländern die Verantwortlichkeiten klar geregelt. So stehen zum Beispiel die zentralen Abstrichstellen meist unter der Leitung der Kommunen. Daher sollten Sie auch die Kommunikation mit allen beteiligten Partnern abstimmen. Regeln Sie eindeutig, wer sich zu welchem Thema federführend äußert und informieren Sie sich gegenseitig, wenn bei Ihnen Anfragen dazu eingehen.
5. Sind Sie rund um die Uhr erreichbar: Aber nur für den Notfall!
Auch in der Krise gibt es Themen, die kritischer sind als andere. Bei Ihnen im Haus ist die Lage so eskaliert, dass für schwerkranke Patienten kein Intensivbett zur Verfügung steht? In diesem Fall dürfen Sie keine Zeit verlieren und müssen umgehend reagieren. Daher sollten Sie sicherstellen, dass die Geschäftsführung oder andere Mitglieder des Krisenstabs Sie rund um die Uhr erreichen können. Sorgen Sie dafür, dass im Empfangsbereichder Klinik Ihre Mobilnummer hinterlegt ist, so dass die Pförtner Sie anrufen können, wenn ein Kamerateam versucht, ohne Drehgenehmigung ins Haus zu gelangen. Aber: Corona-Kommunikation wird kein Sprint, sondern ein Marathon. Am Besten nutzen Sie im Geschäftsbereich Unternehmenskommunikation ein Diensthandy, das nach Feierabend rotiert. So bekommt jeder auch mal eine Entspannungsphase und ungestörten Schlaf.
Wie regeln Sie die Pressearbeit in Corona-Zeiten? Haben Sie gute Ideen, die Sie hier teilen wollen? Wir freuen uns über Ihre Kommentare und Fragen.
Dieser Beitrag ist zuerst erschienen auf kma Online.