Corona-Opfer Mitarbeiterzeitung: Wie das Virus die interne Kommunikation beschleunigt
Die Mitarbeiterzeitung ist tot. Lang lebe die Mitarbeiterzeitung? Alle predigen, wir sollen in der Corona-Krise nicht die Hoffnung verlieren. Ich habe die Hoffnung, dass dieses sinnlose Printprodukt nicht mehr in die Kliniken zurückkehren wird. Oder wenigstens nur in die Häuser, die sich so ein teures und zeitaufwändiges Hobby leisten können.
Das Corona-Virus heizt den Kommunikationsabteilungen unserer Kliniken gerade richtig ein. Die Zahl der Presseanfragen hat sich exponentiell vermehrt. Und in der internen Kommunikation ist Schnelligkeit so wichtig wie vielleicht nie zuvor. Aktualität ist das Gebot der Stunde. Jeden Tag bewerten die Krisenstäbe die Lage in der Corona-Krise, beschließen neue Maßnahmen und stellen sie am nächsten Tag wieder in Frage, weil sich die Gesamtsituation verändert hat. Das ist richtig und wichtig so. Aber wie können wir erreichen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dabei nicht schwindelig wird? Dass sie den Überblick behalten darüber, welche Schutzmasken sie seit dieser Woche in welchem Bereich tragen sollen? Und warum sich die Ausnahmeregelungen beim Besucherstopp schon wieder geändert haben? Das funktioniert nur digital.
Als Expertin für Krisenkommunikation habe ich mir jahrelang den Mund fusselig geredet. Wir müssen schneller werden, digitale Möglichkeiten nutzen, auch die vielen Beschäftigten erreichen, die keine Computerarbeitsplätze haben. Trotzdem: Meist beschränkte sich die interne Kommunikation auf irgendeinen Newsletter für Mitarbeiter und ein völlig zugemülltes, unübersichtliches Intranet, das mehr ein Friedhof für Verfahrungsanweisungen war als ein modernes Kommunikationsinstrument. Als Sahnehäubchen obendrauf gab es die Mitarbeiterzeitung: Wenn die nach zwei Monaten endlich mit allen Texten und Bildern bestückt, von der gesamten Geschäftsführung frei gegeben (und nebenbei auch verschlimmbessert worden war) und druckfrisch in der Unternehmenskommunikationsabteilung landete, war die Hälfte der Texte überholt, die andere Hälfte zwar zeitlos, aber irrelevant.
Auch vor Corona träumten viele Kliniken von Mitarbeiter-Apps, aber die wenigstens hatten sie bereits auf den Weg gebracht. Das hat sich in den letzten drei Wochen stark verändert: Mit Hochdruck haben IT- und Kommunikationsabteilungen gemeinsam nach Lösungen gesucht. Neue Software wurde angeschafft und eingerichtet. Oder in einem ersten schnellen Schritt wenigstens der Zugriff aufs Intranet auch von privaten Rechnern und Mobilgeräten ermöglicht. Statt trockener Texte gibt es Podcasts, die man nach einem langen Arbeitstag im Krankenhaus vielleicht sogar noch ganz gern auf dem Heimweg hört. Geschäftsführer nehmen sich die Kanzlerin zum Vorbild und halten Ansprachen an „ihre Nation“ – selbstverständlich im Bewegtbildformat. Wenn uns jetzt noch gelingt, wirklich in den Dialog zu gehen, nicht nur zu informieren, sondern uns mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auszutauschen – dann hat die Corona-Krise schon jetzt etwas sehr Gutes bewirkt.
Dieser Beitrag ist zuerst erschienen auf kma Online.
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