Hinter den Kulissen der Klinik der LMU: Philipp Kreßirer
Erzählen Sie uns von Ihrem Team. Wie viele Mitarbeiter sind in Ihrer Abteilung tätig? Was gehört zum Aufgabenbereich Ihres Teams?
Die Stabsstelle Kommunikation und Medien im Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München ist an beiden Standorten, Campus Großhadern und Campus Innenstadt, vertreten. Wir decken ein breites Aufgabenspektrum ab, die Hauptbereiche sind interne und externe Kommunikation, Grafik, Video und Fotografie – auch die fotografische Patientendokumentation für Kliniken – und Veranstaltungen. Sichtbar wird unsere Arbeit z.B. im Intranet und im Internet, in Publikationen wie der vierteljährlich erscheinenden Patientenzeitschrift Klinikum aktuell, dem inzwischen mehrfach international ausgezeichnetem Jahresbericht, dem KlinikumKompass, den es in gedruckter Form und als Online-Version gibt, in Flyern, Broschüren und Postern und natürlich in der Presse, in Radio und Fernsehen und auf verschiedenen Internetkanälen. Im Intranet sorgen wir mit dem digitalen Mitarbeitermagazin Wir online dafür, dass die Beschäftigen an allen Standorten informiert sind, im Internet betreuen wir die Homepage des Klinikums und auch die sozialen Netzwerke. Insgesamt umfasst unser Team 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterschiedlicher Qualifikation in Voll- und Teilzeit.
Was unterscheidet die Unternehmenskommunikation im Krankenhaus Ihrer Meinung nach von anderen Branchen?
Wir haben eine ethische und moralische Verpflichtung und weil wir als Universitätsklinikum oft mit schwerst- oder unheilbar kranken Menschen zu tun haben, ist das mitunter auch emotional belastend. Selbst der Tod ist immer ein Thema in der Patientenversorgung. Über Forschung und Lehre tragen wir dazu bei, neue Diagnosen und Therapien zu entwickeln bzw. die Aus- und Weiterbildung von Medizinern zu gewährleisten. Auf diese Weise erbringen wir einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft und das muss noch stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Zugleich müssen wir Acht geben, verantwortungsvoll damit umzugehen, um nicht Hoffnungen zu wecken, wo noch ein langer Weg zur klinischen Praxis zu beschreiten ist.
Hatten Sie bereits eine Krise zu bewältigen? Was genau ist passiert und wie sind Sie damit umgegangen?
Krisen gehören zum Alltag. Einige können frühzeitig im Zusammenspiel mit dem Beschwerdemanagement oder den betroffenen Kliniken und Abteilungen gelöst werden, andere erreichen in der Öffentlichkeit eine große Aufmerksamkeit. Der Fall einer Hebamme, die in der Geburtshilfe in Großhadern eigenmächtig Medikamente verabreicht und damit vier Gebärende in Lebensgefahr gebracht hatte, sorgte für erhebliche Schlagzeilen in den Medien. Die Ärzte haben den Fall selbst aufgedeckt und das Klinikum hat Anzeige erstattet. Die Task Force aus Ärzten, Hebammen, Vorstand, Rechtsabteilung und Kommunikationsabteilung hat sehr effektiv und offen gearbeitet. Jeder hat seine Fähigkeiten eingebracht, Hierarchie spielte eine nachrangige Rolle. Wichtig war, dass wir umgehend eine Hotline für besorgte Schwangere eingerichtet haben, über die der leitende Arzt der Geburtshilfe Auskunft gegeben hat. Außerdem haben wir in kurzen Abständen die Medien informiert und waren durchgehend für Anfragen erreichbar. Dass wir zudem mitten in der Krise noch einen Tag der offenen Tür geplant hatten und den auch durchgeführt haben, kann im Nachhinein als Glücksfall bezeichnet werden. Wir haben die Türen geöffnet und nicht die Rollos runtergelassen. Das hat unsere Glaubwürdigkeit meiner Meinung nach zusätzlich gestärkt.
Welche Social Media-Kanäle nutzt Ihre Klinik und wie sind Ihre Erfahrungen damit?
Wir sind derzeit vorwiegend bei Facebook, Twitter und Youtube aktiv, mit Themenplänen, Kampagnen und Qualitätssicherung. Aber auch wichtige Klinikbewertungsportale gehören dazu und Karriereportale wie Xing. Ich würde jedem empfehlen, wenigstens auf ein oder zwei Kanälen präsent zu sein. Selbst bei kritischen Diskussionen hat man auf diese Weise eine Stimme und steht nicht hilflos daneben. Kurzum: Wer online sagt, muss auch social media sagen.
Welches Projekt beschäftigt Sie aktuell in der Unternehmenskommunikation im Krankenhaus besonders?
Ein entscheidendes Projekt im Rahmen unserer Strategieinitiative ist der Markenprozess, den wir gerade starten. Wir befinden uns strukturell in einer Zeit des Wandels, an beiden Standorten stehen große Neubauten und Verlagerungen an, da muss ein solches Projekt gleich mehrere Aufgaben erfüllen. Besonders wichtig: Identifikation und Orientierung schaffen nach innen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch nach außen, für Patienten, niedergelassene und kooperierende Ärzte sowie Rettungsdienste.
Wagen wir gemeinsam einen Blick in die Zukunft. Wie wird sich die Arbeit in PR und Marketing im Krankenhaus Ihrer Meinung nach künftig verändern?
Wir werden stärker in den Dialog gehen und nicht nur Informationen zum Abholen bereitstellen. Man braucht einen Standpunkt, aber man muss flexibel auf Anfragen und Anforderungen reagieren können. Die Kommunikation wird diverser, die vielen Interessensgruppen erwarten, dass man sie dort kontaktiert, wo sie unterwegs sind; in der realen Welt genauso wie in der virtuellen. Wer Marketing ernst meint, der sollte auch interne Strukturen und Abläufe verändern, um die Bedürfnisse der Zielgruppen erfüllen zu können.
Über Philipp Kreßirer:
Als Diplom-Biologe mit Hang zum Journalismus ist Philipp Kreßirer schon während des Studiums an der LMU München und einem Forschungsaufenthalt an der UC San Diego bei der Süddeutschen Zeitung aktiv gewesen. Nach sieben Jahren als Hörfunkredakteur beim Bayerischen Rundfunk wechselte er über den Wort & Bild Verlag 2002 zu Novartis Pharma nach Nürnberg. Seit 2006 leitet er die Stabsstelle Kommunikation und Medien am Klinikum der LMU in München. Und er konnte in diesem schnelllebigen Geschäft ein paar bleibende Akzente setzen: Die Wissenschaftsnachrichten samstags auf B5 aktuell gibt es bis heute, genauso wie den Wettbewerb um Deutschland Beste Klinik Website von Novartis. Und auch der Slogan „Wir machen Medizin“ des LMU-Klinikums gehört seit 10 Jahren in diese Sammlung.
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