Chefvisite bei Barbara Schulte, Geschäftsführerin Finanzen und Infrastruktur am Klinikum Region Hannover
Seit wann sind Sie in der Führungsverantwortlichkeit für eine Klinik? Was ist Ihr Background?
In einer Klinik arbeiten – das wollte ich schon als Teenager. Mit 14 Jahren habe ich an Sonntagen die Pflegekräfte in unserem örtlichen Krankenhaus unterstützt – und das ganz freiwillig und ohne Bezahlung. Ich habe dann zunächst meine Ausbildung in der Krankenpflege gemacht und einige Jahre als Fachkrankenschwester auf einer Intensivstation Erfahrungen gesammelt und viel über die Arbeit am Patientenbett und die Prozesse im Krankenhaus gelernt. Ein gutes Fundament für meine weitere Karriere, denn ich wusste, dass ich noch mehr bewegen und Kliniken strategisch ausrichten wollte. Mein BWL-Studium hat mir die notwendige theoretische Grundlage dazu geliefert. Schon sehr jung konnte ich dann erste Führungserfahrungen sammeln – zunächst in der zweiten Führungsebene. Mit 34 Jahren habe ich dann schon meine erste Vorstandsposition erreicht: In Kiel und Lübeck hatte ich die Chance die Fusion der beiden Unikliniken maßgeblich mitzugestalten. Anschließend wechselte ich an die Uniklinik Göttingen, wo damals vor allem die Konsolidierung und der bauliche Masterplan im Vordergrund standen. Die Uniklinik Essen hat mich dann abgeworben Seit März 2014 bin ich Geschäftsführerin Finanzen am Klinikum Region Hannover und arbeite mit meinen Kollegen daran, das Unternehmen neu auszurichten, auf eine solide wirtschaftliche Basis zu stellen und zukunftssicher zu machen.
Bitte charakterisieren Sie in wenigen Worten Ihre Einrichtung.
Das Klinikum Region Hannover – kurz KRH genannt, ist ein Kommunales Unternehmen und betreibt in der Landeshauptstadt Hannover und dem Umland zehn Krankenhäuser. Mit einem Anteil von 40 Prozent an der Krankenhausversorgung in der Region Hannover ist es das leistungsstärkste Krankenhausunternehmen der Region, in der rund 1,2 Millionen Menschen leben. Die Klinikgruppe mit rund 3.200 Betten und fast 8.000 Mitarbeitern versorgt jährlich rund 135.000 Patienten stationär und zudem 220.000 ambulant. Damit gehört die KRH-Gruppe zu den größten kommunalen Klinikunternehmen Deutschlands. Neben der Grund- und Regelversorgung sichern unsere Krankenhäuser in vielen medizinischen Fachgebieten eine spezialisierte Maximalversorgung mit überregionaler Bedeutung. Die KRH-Häuser kooperieren in medizinischen Zentren und Netzwerken eng miteinander und sind Lehrkrankenhäuser der Medizinischen Hochschule Hannover.
Wie entscheidend sind Ihrer Meinung nach Kommunikation und Marketing für den wirtschaftlichen Erfolg eines Krankenhauses?
Gerade wenn man, wie das KRH, einen Konsolidierungsprozess durchläuft, ist Kommunikation ein entscheidender Faktor. Auch gegenüber der Öffentlichkeit, der Politik, den Patienten – aber ganz besonders mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Man muss sie bei diesem Wandel mitnehmen, sie überzeugen und den neuen Weg aufzeigen. Ich halte Kommunikation mit den Mitarbeitern für eine ganz zentrale Führungsaufgabe. Das ist mir wichtig und ich nehme mir die dafür notwendige Zeit.
Klassisches Marketing, wie wir es von großen Industrieunternehmen kennen, ist dagegen im Klinikbereich vielfach noch nicht so gern gesehen. Auch ich glaube, dass man als Klinik nicht unbedingt große Werbekampagnen starten muss. Viel wichtiger ist das Marketing von Innen heraus: Wie sprechen die Patienten und Angehörigen über das Haus? Wie die Mitarbeiter? Mundpropaganda ist für uns die beste Werbung.
Was ist Ihnen wichtig in der Zusammenarbeit mit den PR- und Marketing-Verantwortlichen in Ihrem Haus?
Ich lege Wert darauf, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Unternehmenskommunikation frühzeitig in alle wichtigen Themen einzubinden. Wenn wir zum Beispiel auf ein Risiko zulaufen, müssen sie darauf vorbereitet sein. Ein intensiver Austausch mit den Verantwortlichen in diesem Bereich führt auch auf beiden Seiten zu einer Sensibilisierung: Wie wird z.B. ein Beschluss von den Mitarbeitern, den Medien oder der Öffentlichkeit aufgenommen? Wie finde ich die richtigen Worte, um die Wichtigkeit dieses Beschlusses zu vermitteln? Hier kommt der Abteilung für Unternehmenskommunikation, PR und Marketing eine wichtige Berater- und Vermittlerrolle zu. Mir ist wichtig, dass sie sich intensiv mit diesen Fragestellungen auseinandersetzen und mich zuverlässig bei der Vorbereitung auf Pressekonferenzen, Interviews, Podiumsdiskussionen etc. unterstützen.
Als Geschäftsführerin haben Sie natürlich viele Themen auf dem Tisch. Häufig fehlt es dann an der Zeit oder auch am Budget und der Manpower, um ein Herzensprojekt im Bereich PR und Marketing umzusetzen. Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Wunsch frei und es gäbe keine limitierten Ressourcen. Was würden Sie für Ihre Klinik auf die Beine stellen?
Ich würde mir wünschen, dass wir der Öffentlichkeit noch stärker vermitteln könnten, was das Klinikum Region Hannover medizinisch ausmacht. Diese Themen kommen in den Medien oft zu kurz. Im März haben wir im Rahmen einer Medienkooperation mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung ein sehr schönes Projekt umgesetzt: die HAZ Gesundheitswochen. Zwei Wochen lang gab es täglich eine Sonderbeilage mit Themen zu Medizin, Ernährung und Bewegung. Dazu zahlreiche Veranstaltungen z.B. zu „Spitzenmedizin im Grenzbereich“, der künftigen Gesundheitsversorgung oder auch medizinischen Themen wie Keimen oder Depressionen. Das war eine ideale Plattform für uns, um der Bevölkerung unser medizinisches Spektrum zu zeigen. So etwas sollten wir öfter machen.
Auch in der internen Kommunikation könnte man noch viele interessante Projekte durchführen: eine professionelle Mitarbeiterkampagne, um die neue Unternehmenskultur weiter zu festigen – das würde mir gefallen.
Copyright Beitragsbild: Klinikum Region Hannover