Pressearbeit im Krankenhaus: Von Pressekonferenzen, Blitzlichtgewittern und leeren Besucherreihen
Stellen Sie sich vor, Sie betreten einen Raum, in dem Sie als Teilnehmer einer Pressekonferenz auf dem Podium sitzen werden. Sie öffnen die Tür und sehen: NICHTS. Denn Sie sind geblendet vom Blitzlichtgewitter, das Ihnen entgegenschlägt. Sie hören das Klicken der Fotoapparate. Mindestens fünf verschiedene Mikrofone diverser Fernseh- und Radiosender werden Ihnen entgegengestreckt. Zahlreiche Kameraobjektive sind auf Sie gerichtet. Alle darauf bedacht, Ihre Worte, aber auch jede Ihrer Gesten, Ihrer Emotionen einzufangen und mit der Welt zu teilen. Sie wünschten sich, dass Ihre Pressekonferenzen derart erfolgreich sind? Glauben Sie mir, das wünschen Sie sich nicht. Denn ich habe solche Pressekonferenzen erlebt und das war ausschließlich in schlimmen Krisensituationen. Denn dann ist der Newsfaktor Ihrer Veranstaltung extrem hoch. Alle berichten darüber, was in Ihrer Klinik vorgefallen ist und alle wollen dazu die aktuellsten Informationen, O-Töne und Bilder.
Gähnende Leere statt Blitzlichtgewitter
Veranstaltet man dagegen eine Pressekonferenz, weil man z.B. eine neue medizinische Behandlungsmethode vorstellen möchte, dann ist diese in der Regel schlecht besucht. Meine extremste Erfahrung in dieser Sache: eine Pressekonferenz mit vier Ärzten und einem Patienten auf dem Podium und einem Redakteur einer Tageszeitung im Publikum. Und das lag nicht daran, dass sich niemand für das Thema interessierte.
Pressekonferenzen von Kliniken bekommen häufig wenig Resonanz
Im Medienalltag ist Zeit ein rares Gut. Nur wenige Journalisten haben heute den Luxus, sich so lange einem einzigen Thema widmen zu können. Wann immer es geht, recherchiert man per Telefon und Internet, wertet Pressemeldungen aus, beobachtet die Nachrichtenticker der Agenturen und führt dann gezielt dazu Interviews. Und natürlich konkurriert Ihre Pressekonferenz auch mit anderen Veranstaltungen dieser Art: In einer Stadt wie Berlin, Köln oder Hamburg ist es daher nahezu unmöglich, einen Saal mit Journalisten zu füllen, es sei denn, man heißt VW und steckt mitten im Abgasskandal oder man ist ein Krankenhaus mit einem Hygieneproblem und mehreren verstorbenen Patienten.
Alternativen zur Pressekonferenz
Was also tun? Bitte überlegen Sie genau, ob eine Pressekonferenz für Ihre Klinik und bei dem von Ihnen geplanten Thema wirklich das Mittel der Wahl ist. Häufig erzielt eine gut gemachte Pressemitteilung, vielleicht mit der Möglichkeit ein paar Fragen per Telefon an den Geschäftsführer zu stellen, eine viel bessere Resonanz. Auch das Fernsehen kann so durchaus zum Zug und zu guten Bildern kommen. Denn ist das Interesse erst einmal geweckt, kann man das entsprechende Kamerateam gern zu einem separaten Termin für O-Töne einladen. Fürs Radio reicht oft ein telefonischer Draht ins Studio aus, um Statements in guter Tonqualität aufzuzeichnen. Neben der Zeitersparnis freut Journalisten dann meist auch, dass sie keinen Einheitsbrei senden müssen, sondern individuelle O-Töne bekommen.
Pressehintergrundgespräche fördern den Aufbau von Vertrauen
Trotzdem: Ab und an sollte man durchaus Journalisten in die Klinik einladen. Weil es sich persönlich immer besser redet. Weil man so auch gegenseitiges Vertrauen aufbaut und die Medien über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden hält. Aus diesem Grund bin ich ein Fan regelmäßiger Pressehintergrundgespräche. Eine kleine Runde ausgewählter Journalisten. Die Möglichkeit, miteinander zu reden und nicht nur vorzutragen. Das gibt den Raum, auch einmal vertraulich etwas zu besprechen, das (noch) nicht schreibfähig ist. So ist es auch möglich, den Blick hinter die Kulissen zu ermöglichen und z.B. ein neues Großgerät, den Neubau oder eine innovative Behandlungsmethode auch mal in der Praxis vorzuführen. Auf jeden Fall eine Situation, von der beide Seiten profitieren können. Und wenn Sie dann doch mal im Blitzlichtgewitter stehen? Dann sollten Sie vorher ein Medientraining absolviert haben. Aber darüber reden wir ein anderes Mal.