Sprechstunde in der PR-Ambulanz: Was soll ich tun, wenn mich ein Journalist anruft?
Gemeinsam mit Klinik Management aktuell (kma) habe ich die „Sprechstunde in der PR-Ambulanz“ ins Leben gerufen. Immer auf der letzten Seite des Magazins und natürlich auch hier im Blog erläutere ich Fragen rund ums Thema Klinikkommunikation – mit Mehrwert für Ihren Krankenhausalltag, oft mit ernstem Hintergrund und Beispielen aus der Praxis, immer mit einem Augenzwinkern.
Der Fall des Monats: Was soll ich tun, wenn mich ein Journalist anruft?
Zunächst einmal: Der Anruf aus der Redaktion ist nicht per se ein Krisenfall. Also bewahren Sie Ruhe und verfallen nicht in Panik. Es schadet aber dennoch nicht, kurz zu überlegen, ob Sie irgendwo Dreck am Stecken haben. Gab es kürzlich ein Hygieneproblem auf der Intensivstation? Ist der demente Patient wieder aufgetaucht, der gestern Abend nicht in seinem Bett lag? Oder hatte Sie gestern nicht der Datenschutzverantwortliche kontaktiert, weil er den Umgang mit den Patientendaten in Ihrem Hause schwierig findet? Dann ist in der Tat Vorsicht geboten.
Grundsätzlich gilt aber: Auch Journalisten haben nicht immer nur Böses im Sinn. Manchmal wollen sie auch einfach nur hören, ob es Neuigkeiten in Ihrer Klinik gibt. Vielleicht hat der Anrufer auch läuten gehört, dass Ihr Krankenhaus nach jahrelanger Durststrecke endlich schwarze Zahlen schreibt und möchte Sie dazu interviewen. Dann können Sie sich über diesen Anruf sogar richtig freuen.
Auf jeden Fall sollten Sie zunächst bedenken, ob Sie der richtige Ansprechpartner sind. In der Regel ist es sinnvoll, wenn Ihr Sekretariat erst einmal an den Pressesprecher verweist. Nein, natürlich möchte Ihnen niemand einen Maulkorb verpassen. Und ja, oft brauchen Medien Interviews mit dem inhaltlich Verantwortlichen – dem Klinikvorstand, dem Personalchef oder dem Arzt als Fachexperten.
Da es aber wichtig ist, dass Sie nach Außen mit einer Stimme sprechen, sollte der Pressesprecher erst einmal hören, was genau gewünscht ist. Um welches Thema geht es genau? Für welches Medium recherchiert der Anrufer? Und wer ist der ideale Ansprechpartner? Liegen diese Informationen vor, kann man auch schnell eine Entscheidung treffen. Manchmal wird man einen Interviewtermin mit dem Vorstand anbieten. Oder man vermittelt einen Arzt, der sich z.B. zu einer medizinischen Fragestellung äußern kann. Oft reicht es auch aus, dass sich der Pressesprecher im Haus schlau macht und anschließend selbst einen so genannten O-Ton für Radio oder Fernsehen gibt oder sich von der Presse zitieren lässt. Ist die Anfrage richtig brisant, weil es z.B. um einen vermeintlichen Behandlungsfehler geht, dann sollte man schriftlich auf die Fragen des Journalisten antworten. Denn in diesem Fall ist es wichtig, dass auch die Rechtsabteilung vor dem Versand mal einen Blick darauf wirft.
Eines sollten Sie aber auf jeden Fall bedenken: Journalisten haben es meistens eilig. Wenn sie nicht gerade für ein monatliches Magazin schreiben, dann sitzt ihnen der Redaktionsschluss im Nacken. Das sollte man natürlich beachten und den armen Medienmenschen nicht ewig in der Warteschleife hängen lassen. Auf der anderen Seite sollten Sie auch nichts überstürzen: Wer fleißig Spontaninterviews gibt, obwohl er die Faktenlage selbst nicht im Detail kennt, gerät schnell mal aufs Glatteis. Hier ist – wie so oft im Leben – ein guter Kompromiss gefragt.
Sie möchten auch in der PR-Ambulanz verarztet werden? Dann schicken Sie uns Ihre Frage an redaktion-kma@thieme.de Ausgewählte Patienten bekommen in dieser Kolumne eine Diagnose.
Dieser Text ist erschienen in Klinik Management aktuell, Ausgabe Dezember 2017. Mehr Info über die kma unter www.kma-online.de