Sprechstunde in der PR-Ambulanz: Warum wird unsere Klinik im Internet nicht gefunden?
Das ist eine Frage, mit der Sie den Leiter Ihrer Unternehmenskommunikation vermutlich ganz vortrefflich wahnsinnig machen können. Denn erstens hört er diese Frage gefühlt jede Woche drei Mal. Und zweitens macht sie so keinen Sinn.
In Berlin als Klinik auf Platz 1? Ein Wunsch, der kaum zu erfüllen ist
Denn bevor Sie viel Geld in Suchmaschinenoptimierung, das so genannte SEO, investieren, müssen Sie sich erst einmal selbst darüber klarwerden, bei welchen Suchbegriffen Ihre Klinik gefunden werden soll. Betreiben Sie das einzige Krankenhaus in Kleinkleckersdorf, dann landen Sie im Google Ranking fast automatisch auf Platz 1, wenn jemand eine Klinik vor Ort sucht. Ganz anders sieht es aus, wenn Ihr Krankenhaus z.B. in Berlin steht. Rund 120 Krankenhäuser streiten sich hier um die Pole Position bei Google. Die regionale Suche präsentiert immer nur drei Treffer an prominenter Stelle. Diese Kliniken sind dann auch auf einer Karte dargestellt. Die Kriterien, nach denen Google hier gewichtet, sind nicht vollständig transparent und unterliegen gelegentlichen Änderungen. Die Anzahl der Bewertungen ist für das Ranking zwar nicht direkt relevant, hebt den Eintrag aber durch „Bewertungssterne“ optisch hervor, was ein Imagevorteil sein kann – oder das Gegenteil.
Aber auch Websites, die bereits sehr lange existieren und gut gepflegt werden, haben hier einen Vorteil. Fakt ist: Sich innerhalb kürzester Zeit unter die Top Drei zu mischen, können Sie sich zwar wünschen. Nur leider wird Ihnen die Erfüllung dieses Wunsches keine Webagentur der Welt garantieren können.
Wer sich Nischen sucht, kann auch bei Google glänzen
Das alles ist kein Grund zu verzweifeln. Denn Sie müssen sich nur auf ein paar Nischen konzentrieren und können dann Ihre Klinik sehr wohl gut im Internet platzieren. Dazu gilt es, strategisch zu überlegen, was genau Sie eigentlich bewerben wollen. Hat Ihr Krankenhaus einen Schwerpunkt, für den es steht? Oder gibt es einen Bereich, den Sie gern ausbauen möchten, weil Sie hier Potential sehen? Dann nehmen Sie genau diese Krankheiten oder Behandlungsmethoden als Keywords für Ihre Suchmaschinenoptimierung.
Eine gute Website ist kein Garant für volle Betten
Aber ein gelungener Internetauftritt ist sehr wohl ein Aushängeschild für Ihr Krankenhaus. Je höher der Servicecharakter ist, desto dankbarer werden die Patienten sein. Denn ihnen hilft es weiter, wenn sie sich schnell einen Überblick über das Behandlungsangebot, die Ansprechpartner und so profane Dinge wie den Anfahrtsweg verschaffen können.
Allzu oft landen statt kurzer, gut lesbarer Texte, seitenlange halbwissenschaftliche Abhandlungen auf der Website. Es geht es nicht darum, das Behandlungsangebot jedes Fachbereiches vollständig widerzuspiegeln. Glauben Sie mir: Niemand wird das alles lesen. Studien belegen, dass Seitenbesucher in weniger als 10 Sekunden entscheiden, ob eine Webseite für sie attraktiv ist.
Konzentrieren Sie sich daher lieber auf einen benutzerfreundlichen, wenig verschachtelten und barrierefreien Seitenaufbau. Auch die Einhaltung moderner Webstandards, wie HTTPS-Verschlüsselung, die optimale Darstellung auf Smartphones und schnelle Ladezeiten sollte selbstverständlich sein – und wird von Google mit besserem Ranking belohnt.
Weil solche Vorgaben bei Chefärzten im Allgemeinen nicht sonderlich beliebt sind, ist ein Web-Relaunch für die Mitarbeiter in der Unternehmenskommunikation kein Vergnügen. Darum bleiben Sie bitte hart, wenn die ersten Beschwerden bei Ihnen eintrudeln und stärken Ihren Kommunikationsexperten den Rücken. Sie und die Patienten werden es Ihnen danken.
Sie möchten auch in der PR-Ambulanz verarztet werden? Dann schicken Sie uns Ihre Frage an redaktion-kma@thieme.de Ausgewählte Patienten bekommen in dieser Kolumne eine Diagnose.
Dieser Text ist erschienen in Klinik Management aktuell, Ausgabe Mai 2018. Mehr Info über die kma unter www.kma-online.de